„Klassenmedizin“ ist strukturelle Gewalt
- Mittwoch, 13. Juli 2016 @ 18:37
Sowohl von den politischen Eliten als auch von den betroffenen Menschen als PatientInnen selbst wird immer wieder von der 2 - Klassenmedizin gesprochen. Tagtäglich kann nachvollzogen werden, wie sich diese simple Sprach-Schablone in der österreichischen Wirklichkeit abbildet. Die Betroffenen und die vermögenden Eliten teilen gemeinsam die Vorstellung davon, dass die gleichberechtigte Teilhabe an qualitativer Gesundheits- und Krankenversorgung ein Ziel ist, das in immer weitere Ferne rückt.
Ökonomische und strukturelle Ursache haben dies stets verhindert. Vor allem die Ungleichverteilung von privaten finanziellen Ressourcen führt zunehmend zum Ergebnis, dass einige sich modernere Behandlungsangebote leisten und Wartezeiten auf zeitgerechte Therapien minimieren können. Selbstbehalte bei Medikamenten, Heilbehelfen und Pflegeartikeln sowie steigende Selbstkostenbeiträge bei der Altenbetreuung verursachen bei vielen Menschen mit niedrigen Pensionen den Ausschluss von der gleichberechtigen Teilhabe am Gesundheitssystem. Die verschärften budgetpolitischen Vorgaben und der nachweisbare Mangel an Fachkräften hat dazu geführt, dass notwendige Leistungen entweder nicht mehr wohnortnah erbracht werden oder unzumutbar lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen. Nicht selten verursacht dies eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Betroffenen.
Ökonomische Effizienzsteigerungen unter dem Einsparungsdiktat stehen in zunehmend krassen Widerspruch zu den objektiven Bedürfnissen der Patientinnen und dem Wunsch der Betreuenden nach effektiver Betreuung. Effektive und menschengerechte Behandlungsstrukturen werden ausgedünnt, zurecht gestutzt oder in „Gesundheitsfabriken“ zentralisiert. Man kann uns nicht glauben machen, dass betriebswirtschaftliche Effizienz in den Bereichen der Gesundheitsversorgung lediglich ein praktisches Problem sein soll. Gerade bei der medizinischen Betreuung von Menschen können Effektivitätsstandards nicht durch Effizienzüberlegungen relativiert werden. Die BürgerInnen benötigen neben den Gesundheitsökonomen auch die Strukturentwickler, die die Bedürfnisse der Menschen kennen und in die Planungen einbringen.
„Strukturelle Gewalt ist die objektiv vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse und des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potenziell möglich ist.“ Die Definition des norwegischen Friedensforschers Johan Galtun von struktureller Gewalt verzichtet auch auf die Voraussetzung, dass eine Person oder Gruppe subjektiv Gewalt empfinden muss. Wenn aber Klassenmedizin tatsächlich von so vielen Menschen subjektiv als Beeinträchtigung erlebt wird, ist es unser Pflicht, hier von Gewalt zu sprechen.
Streiten wir dafür, um zu erreichen, was potenziell möglich ist!
Dr. med. Rudi Gabriel
Ökonomische und strukturelle Ursache haben dies stets verhindert. Vor allem die Ungleichverteilung von privaten finanziellen Ressourcen führt zunehmend zum Ergebnis, dass einige sich modernere Behandlungsangebote leisten und Wartezeiten auf zeitgerechte Therapien minimieren können. Selbstbehalte bei Medikamenten, Heilbehelfen und Pflegeartikeln sowie steigende Selbstkostenbeiträge bei der Altenbetreuung verursachen bei vielen Menschen mit niedrigen Pensionen den Ausschluss von der gleichberechtigen Teilhabe am Gesundheitssystem. Die verschärften budgetpolitischen Vorgaben und der nachweisbare Mangel an Fachkräften hat dazu geführt, dass notwendige Leistungen entweder nicht mehr wohnortnah erbracht werden oder unzumutbar lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen. Nicht selten verursacht dies eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Betroffenen.
Ökonomische Effizienzsteigerungen unter dem Einsparungsdiktat stehen in zunehmend krassen Widerspruch zu den objektiven Bedürfnissen der Patientinnen und dem Wunsch der Betreuenden nach effektiver Betreuung. Effektive und menschengerechte Behandlungsstrukturen werden ausgedünnt, zurecht gestutzt oder in „Gesundheitsfabriken“ zentralisiert. Man kann uns nicht glauben machen, dass betriebswirtschaftliche Effizienz in den Bereichen der Gesundheitsversorgung lediglich ein praktisches Problem sein soll. Gerade bei der medizinischen Betreuung von Menschen können Effektivitätsstandards nicht durch Effizienzüberlegungen relativiert werden. Die BürgerInnen benötigen neben den Gesundheitsökonomen auch die Strukturentwickler, die die Bedürfnisse der Menschen kennen und in die Planungen einbringen.
„Strukturelle Gewalt ist die objektiv vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse und des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potenziell möglich ist.“ Die Definition des norwegischen Friedensforschers Johan Galtun von struktureller Gewalt verzichtet auch auf die Voraussetzung, dass eine Person oder Gruppe subjektiv Gewalt empfinden muss. Wenn aber Klassenmedizin tatsächlich von so vielen Menschen subjektiv als Beeinträchtigung erlebt wird, ist es unser Pflicht, hier von Gewalt zu sprechen.
Streiten wir dafür, um zu erreichen, was potenziell möglich ist!
Dr. med. Rudi Gabriel