TESTEN, TESTEN, TESTEN
- Donnerstag, 26. März 2020 @ 17:55
Unsere Gesellschaft wird jetzt auf den Prüfstand gestellt. Mit der COVID – 19 Epidemie tritt eines deutlich ins Blickfeld: Die Verunsicherung über die tatsächlichen aktuellen Erkrankungsraten und der generelle Zustand der immunologischen Abwehrkräfte der Bevölkerung.
Gedankensplitter zur Erhebung und Befundung des Status Quo.
Die Mutation aus der Gruppe der Coronaviren die als COVID-19 benannt wurde trifft jetzt auf eine immunologisch unvorbereitete Weltbevölkerung und lässt weltweit die Räder still stehen. Solange das Virus sich durch einen Mutationsschritt nicht selbst unschädlich macht, haben wir damit zu rechnen, dass immer wieder neue Virusstämme auftreten werden, die die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen – wie wir das vom Grippe-Virus kennen. Das bedeutet, dass in regelmäßigen Abständen neue Varianten auftauchen, die die Forschung für Impfstoffe beschäftigen wird. Die Erforschung eines geeigneten Impfstoffes wird bis zu seiner Einsatzfähigkeit mindestens ein Jahr dauern – bis dahin gilt: Nichts ist mehr so wie es bis jetzt war. Die von der WHO vorgegebenen Schritte auf Basis der Erfahrungen aus dem asiatischen Raum sind bekannt: Soziale Distanzierung der Menschen und darüber hinaus die möglichst „dichte“ Erkundung der Infektionsketten bzw. die Isolierung der Neuinfizierten.
Weltweit wird darüber nachgedacht, wie es mit Corona weitergehen soll. Zunächst geht es um verlässliche Daten, um überhaupt den Verlauf der Epidemie auch nur annähernd prognostizieren zu können. Und das ist auch der Grund, warum jetzt die berechtigte und notwendige Forderung nach umfassenden Testungen so massiv in die Öffentlichkeit getragen wird.
Virusschleuder Arbeitsplatz
Eine verpflichtende aussagekräftige Testung in Bezug auf die Neuinfektionen müsste - wenn auch nur in Stichproben - überall dort erfolgen, wo Menschen aufgrund ihrer Arbeitsverhältnisse in den noch aktiven Betrieben und Dienstleistungsfirmen noch immer gezwungen sind aufeinander zu treffen. Das müsste gelten für die ArbeiterInnen der Sozialwirtschaft, der Gesundheitsberufe, der Lebensmittelproduktion und des -verkaufs bishin zu den Polizeieinsatzkräften. Wir hören zwar immer wieder über Schließungen von Teilbereichen in Spitälern und Ambulanzen – aber über Schließungen in der Produktion aufgrund von aufgetretenen COVID- Infektionen hören wir nichts – weil dort bisher auch nicht getestet wurde. Das muss also verpflichtend gemacht werden, weil diese eben genau diese Arbeitsstellen die höchste Gefahr für die Weiterverbreitung des Virus darstellen.
PassaGIERschein in die Normalität??
Die etablierte Lobby der kapitalistischen Wirtschaftsweise rüstet sich zur Rückkehr in den althergebrachten Modus. Tagesaktivitäten der Einzelnen und Einsetzbarkeit der individuellen Arbeitskraft zu regulieren ist auf Basis von derzeit noch fragwürdigen Antiköpertests sowieso äußerst prekär. Aber selbst im Fall von gut abgesicherten, validierten Testverfahren droht eine missbräuchliche Verwendung, die uns ArbeitnehmerInnen wieder gegeneinander ausspielt: Eine Kategorisierung in Nicht immune , kranke - mehr oder weniger immune Menschen ? Wer von uns Lohnarbeiterinnen darf jetzt wieder hoch offiziell von den FabrikantInnen in die Mangel genommen werden und wer nicht? Wie hoch darf dann unser Antikörpertiter nun sein, damit wir wieder akzeptierte Teile der Post-Corona- Arbeitsgesellschaft werden dürfen ? Divide et impera: Laborwerte als Grundlage ?
Seit mittlerweile mehr als 50 Jahren neoliberaler Hegemonie haben alle Lohnabhängigen permanent erleben müssen, wie ihre Rechte und Schutzbestimmungen in der Arbeitswirklichkeit sturmreif geschossen wurden. Es darf nicht sein, dass diese Auftrennung der Menschen in eine Mehrklassengesellschaft widerstandslos hingenommen wird. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Abseits weiter festzuschreiben – so stellen wir uns unsere gemeinsame Zukunft sicher nicht vor, oder ?
Testen, testen, testen – ist also unerlässlich zur Validierung und Bewältigung der aktuellen Krisensituation, wir müssen aber darüber hinaus Sorge tragen, dass die erhobenen Daten nicht individualisiert gegen die Mitglieder unserer Gesellschaft verwendet werden können.
Ein Kommentar von Dr. Rudi Gabriel,
Arzt in Eisenstadt und ZVPÖ Gesundheitssprecher
Gedankensplitter zur Erhebung und Befundung des Status Quo.
Die Mutation aus der Gruppe der Coronaviren die als COVID-19 benannt wurde trifft jetzt auf eine immunologisch unvorbereitete Weltbevölkerung und lässt weltweit die Räder still stehen. Solange das Virus sich durch einen Mutationsschritt nicht selbst unschädlich macht, haben wir damit zu rechnen, dass immer wieder neue Virusstämme auftreten werden, die die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen – wie wir das vom Grippe-Virus kennen. Das bedeutet, dass in regelmäßigen Abständen neue Varianten auftauchen, die die Forschung für Impfstoffe beschäftigen wird. Die Erforschung eines geeigneten Impfstoffes wird bis zu seiner Einsatzfähigkeit mindestens ein Jahr dauern – bis dahin gilt: Nichts ist mehr so wie es bis jetzt war. Die von der WHO vorgegebenen Schritte auf Basis der Erfahrungen aus dem asiatischen Raum sind bekannt: Soziale Distanzierung der Menschen und darüber hinaus die möglichst „dichte“ Erkundung der Infektionsketten bzw. die Isolierung der Neuinfizierten.
Weltweit wird darüber nachgedacht, wie es mit Corona weitergehen soll. Zunächst geht es um verlässliche Daten, um überhaupt den Verlauf der Epidemie auch nur annähernd prognostizieren zu können. Und das ist auch der Grund, warum jetzt die berechtigte und notwendige Forderung nach umfassenden Testungen so massiv in die Öffentlichkeit getragen wird.
Virusschleuder Arbeitsplatz
Eine verpflichtende aussagekräftige Testung in Bezug auf die Neuinfektionen müsste - wenn auch nur in Stichproben - überall dort erfolgen, wo Menschen aufgrund ihrer Arbeitsverhältnisse in den noch aktiven Betrieben und Dienstleistungsfirmen noch immer gezwungen sind aufeinander zu treffen. Das müsste gelten für die ArbeiterInnen der Sozialwirtschaft, der Gesundheitsberufe, der Lebensmittelproduktion und des -verkaufs bishin zu den Polizeieinsatzkräften. Wir hören zwar immer wieder über Schließungen von Teilbereichen in Spitälern und Ambulanzen – aber über Schließungen in der Produktion aufgrund von aufgetretenen COVID- Infektionen hören wir nichts – weil dort bisher auch nicht getestet wurde. Das muss also verpflichtend gemacht werden, weil diese eben genau diese Arbeitsstellen die höchste Gefahr für die Weiterverbreitung des Virus darstellen.
PassaGIERschein in die Normalität??
Die etablierte Lobby der kapitalistischen Wirtschaftsweise rüstet sich zur Rückkehr in den althergebrachten Modus. Tagesaktivitäten der Einzelnen und Einsetzbarkeit der individuellen Arbeitskraft zu regulieren ist auf Basis von derzeit noch fragwürdigen Antiköpertests sowieso äußerst prekär. Aber selbst im Fall von gut abgesicherten, validierten Testverfahren droht eine missbräuchliche Verwendung, die uns ArbeitnehmerInnen wieder gegeneinander ausspielt: Eine Kategorisierung in Nicht immune , kranke - mehr oder weniger immune Menschen ? Wer von uns Lohnarbeiterinnen darf jetzt wieder hoch offiziell von den FabrikantInnen in die Mangel genommen werden und wer nicht? Wie hoch darf dann unser Antikörpertiter nun sein, damit wir wieder akzeptierte Teile der Post-Corona- Arbeitsgesellschaft werden dürfen ? Divide et impera: Laborwerte als Grundlage ?
Seit mittlerweile mehr als 50 Jahren neoliberaler Hegemonie haben alle Lohnabhängigen permanent erleben müssen, wie ihre Rechte und Schutzbestimmungen in der Arbeitswirklichkeit sturmreif geschossen wurden. Es darf nicht sein, dass diese Auftrennung der Menschen in eine Mehrklassengesellschaft widerstandslos hingenommen wird. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Abseits weiter festzuschreiben – so stellen wir uns unsere gemeinsame Zukunft sicher nicht vor, oder ?
Testen, testen, testen – ist also unerlässlich zur Validierung und Bewältigung der aktuellen Krisensituation, wir müssen aber darüber hinaus Sorge tragen, dass die erhobenen Daten nicht individualisiert gegen die Mitglieder unserer Gesellschaft verwendet werden können.
Ein Kommentar von Dr. Rudi Gabriel,
Arzt in Eisenstadt und ZVPÖ Gesundheitssprecher