Geh du voran
- Mittwoch, 3. November 2021 @ 19:33
Dies ist der Titel eines bemerkenswerten Buches unseres ZVPÖ Mitglieds Ernst Fettner, der im Mai dieses Jahres seinen hundertsten Geburtstag feierte. Fettner arbeitete sein Leben auf, das exemplarisch für die Generation steht, die Krieg und Verfolgung erlitten und den antifaschistischen Kampf und Widerstand überlebten.
Dieses Leben beginnt in einer armen jüdischen Familie in Wien – die meisten Juden in Wien waren arm – und setzte sich früh in einem jüdischen Waisenhaus fort, da die Mutter gestorben war. Als Ernst wieder zur Familie seines Vaters zurückkehrte, wohnten neun Personen in der Zweizimmerwohnung. Von diesen überlebten nur zwei den Holocaust.
In der Emigration und einer der Befreier
Eine jüdische Jugendorganisation ermöglichte ihm die Flucht nach England. Fettner landete in Schottland, wo er einem landwirtschaftlichen Betrieb zugeteilt wurde. Später ging er nach Glasgow und stieß dort auf „Young Austria“ und das „Austrian Center“, das sich um die österreichischen Flüchtlinge kümmerte und für ein Wiedererstehen eines unabhängigen, demokratischen Österreich einsetzte.
Erschütternd sind die zum Teil in Faksimile abgedruckten Briefe, die Fettner von seiner zurückgebliebenen Familie erhielt und die die Bemühungen des Vaters um die Ausreise der Großeltern, der Geschwister und seiner selbst widerspiegeln. Doch der letzte Brief erreichte Fettner am 2. September 1939.
1943 durften die Antifaschisten in die britische Armee eintreten und Ernst Fettner kam als „Austrian Volunteer“ zu den „Gordon Highlanders“. Mit dieser Einheit war er an der Befreiung Frankreichs, Belgiens, Hollands und Westdeutschlands beteiligt. Mit viel Glück überlebte er die Kämpfe.
Journalistische Anfänge in Kärnten
Nach dem Ende des Krieges – Fettner war in Kärnten – rüstete er ab und meldete sich bei der Redaktion des „Volkswillen“, der damaligen KPÖ-Tageszeitung für Kärnten. Damit begann seine journalistische Laufbahn. 1955 trat er in die Redaktion der „Volksstimme“ in Wien ein.
Zunächst wurde ihm die Berichterstattung über Niederösterreich anvertraut. Später entwickelte sich Ernst Fettner zu einem der kompetentesten Innenpolitiker mit den Schwerpunkten Gewerkschaft, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Sein gewerkschaftliches Engagement brachte ihn bis ins Präsidium der Journalistengewerkschaft.
Als Innenpolitikredakteur hatte es Fettner auch mit Kreisky zu tun. Dieser bezeichnete ihn als „Freund-Feind“, da ihn Fettner bei zahlreichen Pressekonferenzen nervte. Einmal, berichtet Fettner, habe Kreisky „über die Köpfe der zweihundert anwesenden Journalisten“ gerufen: „Über den Marxismus unterhalten wir uns beide, wenn wir in der Pension sind“, wozu es außer einer Einladung in Kreiskys Residenz allerdings nicht gekommen ist.
Auch nach seiner Pensionierung 1982 blieb Ernst Fettner der Redaktion der „Volksstimme“, bis zu deren Einstellung als Tageszeitung im März 1991, treu. In den Jahrzehnten danach war er ein gefragter Zeitzeuge und gab Interviews in verschiedenen Medien und bei Veranstaltungen und erhielt auch Ehrungen der Stadt Wien. Das Buch enthält zahlreiche Fotos, Anmerkungen, ein Glossar heute weniger gebrauchter Dialektausdrücke, jiddischer Wörter und Begriffserklärungen.
Ernst Fettner: „Geh‘ du voran“. Ein Jahrhundert. Herausgegeben von Jana Waldhör, Hardcover, 180 Seiten, Clio Verlag, Graz 2021.
In der Emigration und einer der Befreier
Eine jüdische Jugendorganisation ermöglichte ihm die Flucht nach England. Fettner landete in Schottland, wo er einem landwirtschaftlichen Betrieb zugeteilt wurde. Später ging er nach Glasgow und stieß dort auf „Young Austria“ und das „Austrian Center“, das sich um die österreichischen Flüchtlinge kümmerte und für ein Wiedererstehen eines unabhängigen, demokratischen Österreich einsetzte.
Erschütternd sind die zum Teil in Faksimile abgedruckten Briefe, die Fettner von seiner zurückgebliebenen Familie erhielt und die die Bemühungen des Vaters um die Ausreise der Großeltern, der Geschwister und seiner selbst widerspiegeln. Doch der letzte Brief erreichte Fettner am 2. September 1939.
1943 durften die Antifaschisten in die britische Armee eintreten und Ernst Fettner kam als „Austrian Volunteer“ zu den „Gordon Highlanders“. Mit dieser Einheit war er an der Befreiung Frankreichs, Belgiens, Hollands und Westdeutschlands beteiligt. Mit viel Glück überlebte er die Kämpfe.
Journalistische Anfänge in Kärnten
Nach dem Ende des Krieges – Fettner war in Kärnten – rüstete er ab und meldete sich bei der Redaktion des „Volkswillen“, der damaligen KPÖ-Tageszeitung für Kärnten. Damit begann seine journalistische Laufbahn. 1955 trat er in die Redaktion der „Volksstimme“ in Wien ein.
Zunächst wurde ihm die Berichterstattung über Niederösterreich anvertraut. Später entwickelte sich Ernst Fettner zu einem der kompetentesten Innenpolitiker mit den Schwerpunkten Gewerkschaft, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Sein gewerkschaftliches Engagement brachte ihn bis ins Präsidium der Journalistengewerkschaft.
Als Innenpolitikredakteur hatte es Fettner auch mit Kreisky zu tun. Dieser bezeichnete ihn als „Freund-Feind“, da ihn Fettner bei zahlreichen Pressekonferenzen nervte. Einmal, berichtet Fettner, habe Kreisky „über die Köpfe der zweihundert anwesenden Journalisten“ gerufen: „Über den Marxismus unterhalten wir uns beide, wenn wir in der Pension sind“, wozu es außer einer Einladung in Kreiskys Residenz allerdings nicht gekommen ist.
Auch nach seiner Pensionierung 1982 blieb Ernst Fettner der Redaktion der „Volksstimme“, bis zu deren Einstellung als Tageszeitung im März 1991, treu. In den Jahrzehnten danach war er ein gefragter Zeitzeuge und gab Interviews in verschiedenen Medien und bei Veranstaltungen und erhielt auch Ehrungen der Stadt Wien. Das Buch enthält zahlreiche Fotos, Anmerkungen, ein Glossar heute weniger gebrauchter Dialektausdrücke, jiddischer Wörter und Begriffserklärungen.
Ernst Fettner: „Geh‘ du voran“. Ein Jahrhundert. Herausgegeben von Jana Waldhör, Hardcover, 180 Seiten, Clio Verlag, Graz 2021.