100 Jahre ZVPÖ - 90 Jahre Februar ’34
- Mittwoch, 14. Februar 2024 @ 15:48
Zum Gedenken an Anni Haider (geb. Ladislav, 1902-1990)
Vielen Menschen ist Anni Haider aus dem Film „Tränen statt Gewehre" *) ; bekannt, in dem sie sich an den Februar 1934 im Goethehof erinnert.
Unter Einsatz ihres Lebens hat sie damals Kontakt zur Zentrale des Schutzbundes auf der anderen Seite der Donau aufgenommen und die Anweisungen an die im Goethehof verschanzten Schutzbündler überbracht.
*) 1983 stand Anni Haider den Filmemacherinnen Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik und Nadia Trallori für den Dokumentarstreifen Tränen statt Gewehre, der sich insbesondere mit dem Bürgerkrieg im Februar 1934 beschäftigt, zur Verfügung.
Als die Kämpfe bereits aussichtslos waren, deckte sie am Maschinengewehr den Rückzug fliehender Schutzbündler und wurde im Zuge der Kämpfe verletzt. Einige Tage konnte sie sich im damaligen Überschwemmungsgebiet sowie in der Barackensiedlung „Bretteldorf“ verstecken.
Im Anschluss emigrierte Haider zuerst in die Tschechoslowakei und von dort aus 1936 in die Sowjetunion, wohin ihr 1924 geborener Sohn Karl Ladislav schon kurz nach den Februarereignissen mit einer Kindergruppe gekommen war. Ihren Einsatz in den Februarkämpfen begründet sie mit den Worten: „Ich war voller Idealismus … Ich hab in meiner Kindheit so viel Schweres erleben müssen, dass wir uns das, was wir uns erkämpft hatten, jetzt, wo es uns besser ging, nicht haben nehmen lassen wollten … Um das ist es gegangen.“
Im Moskauer Exil lernte sie ihren späteren Mann Franz Haider (1907-1968) kennen. Anfang 1938 kehrten beide nach Österreich zurück, wo sie nach dem Einmarsch der NS-Truppen für die illegale KPÖ im Untergrund tätig waren. Nachdem 1938 der gemeinsame Sohn Helmut auf die Welt gekommen war, heirateten Anni und Franz Haider im März 1940.
1941 verriet ein Spitzel Anni Haiders Widerstandsaktivitäten, das Ehepaar Haider wurde gemeinsam mit Margarete Schütte-Lihotzky, Erwin Puschmann, Franz Sebek und Karl Lisetz verhaftet. Da die Anklage auf Hochverrat lautete, beantragte der Staatsanwalt für sie die Todesstrafe. Im Landesgericht Wien teilte sie die Gefängniszelle mit der katholischen Widerstandskämpferin Schwester Restituta (Helene Kafka), der sie über deren Hinrichtung hinaus und über alle ideologischen Differenzen hinweg verbunden blieb. Im August 1946 erinnerte Anni Haider im Rahmen eines Rundfunkvortrags an die katholische Haftgenossin.
Aus dem Radiovortrag: „Wir sahen, Restituta und ich, euch, liebe Frauen und Mütter, vor uns, nicht mehr mit sorgendem Blick und mit verhärmten Gesichtern, sondern lachend und froh. Denn auch für euch hatten wir uns in Gedanken gesorgt, wenn wir dafür zu arbeiten gelobten, dass niemals wieder durch Krieg unsere Söhne und Väter auf den Schlachtfeldern hingemordet werden können. … Wir sprachen davon, wie schön es sein wird, wenn alle Völker der Erde in gutem Einvernehmen und in Freundschaft leben, und der Frieden für immer gesichert sein wird.“
Das Gericht verurteilte Anni Haider schließlich wegen „Nichtanzeige des Vorhabens eines hochverräterischen Unternehmens“ am 22. September 1942 zu 15 Jahren Zuchthaus, das gleiche Strafmaß, das auch Schütte-Lihotzky erhielt. Beide wurden in das Zuchthaus Aichach in Bayern überstellt, wo sie Ende April 1945 von US-Truppen befreit wurden. Anni Haiders Sohn Karl Ladislav war bereits 1943 bei einem Partisaneneinsatz in der Sowjetunion ums Leben gekommen.
Nach dem Krieg war Anni Haider neben ihren politischen Funktionen und ihrem Engagement als oberösterreichische Landesvorsitzende des Bundes Demokratischer Frauen (BDF) in der Frauenbewegung später auch im Zentralverband der Pensionisten tätig, in dem sie auch wichtige Funktionen ausübte.
Anni Haider genoss aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung und ihres aufrechten Charakters breite Achtung und Anerkennung. Sie starb nach längerem Leiden am 22. Juni 1990 in Linz.
Vielen Menschen ist Anni Haider aus dem Film „Tränen statt Gewehre" *) ; bekannt, in dem sie sich an den Februar 1934 im Goethehof erinnert.
Unter Einsatz ihres Lebens hat sie damals Kontakt zur Zentrale des Schutzbundes auf der anderen Seite der Donau aufgenommen und die Anweisungen an die im Goethehof verschanzten Schutzbündler überbracht.
*) 1983 stand Anni Haider den Filmemacherinnen Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik und Nadia Trallori für den Dokumentarstreifen Tränen statt Gewehre, der sich insbesondere mit dem Bürgerkrieg im Februar 1934 beschäftigt, zur Verfügung.
Als die Kämpfe bereits aussichtslos waren, deckte sie am Maschinengewehr den Rückzug fliehender Schutzbündler und wurde im Zuge der Kämpfe verletzt. Einige Tage konnte sie sich im damaligen Überschwemmungsgebiet sowie in der Barackensiedlung „Bretteldorf“ verstecken.
Im Anschluss emigrierte Haider zuerst in die Tschechoslowakei und von dort aus 1936 in die Sowjetunion, wohin ihr 1924 geborener Sohn Karl Ladislav schon kurz nach den Februarereignissen mit einer Kindergruppe gekommen war. Ihren Einsatz in den Februarkämpfen begründet sie mit den Worten: „Ich war voller Idealismus … Ich hab in meiner Kindheit so viel Schweres erleben müssen, dass wir uns das, was wir uns erkämpft hatten, jetzt, wo es uns besser ging, nicht haben nehmen lassen wollten … Um das ist es gegangen.“
Im Moskauer Exil lernte sie ihren späteren Mann Franz Haider (1907-1968) kennen. Anfang 1938 kehrten beide nach Österreich zurück, wo sie nach dem Einmarsch der NS-Truppen für die illegale KPÖ im Untergrund tätig waren. Nachdem 1938 der gemeinsame Sohn Helmut auf die Welt gekommen war, heirateten Anni und Franz Haider im März 1940.
1941 verriet ein Spitzel Anni Haiders Widerstandsaktivitäten, das Ehepaar Haider wurde gemeinsam mit Margarete Schütte-Lihotzky, Erwin Puschmann, Franz Sebek und Karl Lisetz verhaftet. Da die Anklage auf Hochverrat lautete, beantragte der Staatsanwalt für sie die Todesstrafe. Im Landesgericht Wien teilte sie die Gefängniszelle mit der katholischen Widerstandskämpferin Schwester Restituta (Helene Kafka), der sie über deren Hinrichtung hinaus und über alle ideologischen Differenzen hinweg verbunden blieb. Im August 1946 erinnerte Anni Haider im Rahmen eines Rundfunkvortrags an die katholische Haftgenossin.
Aus dem Radiovortrag: „Wir sahen, Restituta und ich, euch, liebe Frauen und Mütter, vor uns, nicht mehr mit sorgendem Blick und mit verhärmten Gesichtern, sondern lachend und froh. Denn auch für euch hatten wir uns in Gedanken gesorgt, wenn wir dafür zu arbeiten gelobten, dass niemals wieder durch Krieg unsere Söhne und Väter auf den Schlachtfeldern hingemordet werden können. … Wir sprachen davon, wie schön es sein wird, wenn alle Völker der Erde in gutem Einvernehmen und in Freundschaft leben, und der Frieden für immer gesichert sein wird.“
Das Gericht verurteilte Anni Haider schließlich wegen „Nichtanzeige des Vorhabens eines hochverräterischen Unternehmens“ am 22. September 1942 zu 15 Jahren Zuchthaus, das gleiche Strafmaß, das auch Schütte-Lihotzky erhielt. Beide wurden in das Zuchthaus Aichach in Bayern überstellt, wo sie Ende April 1945 von US-Truppen befreit wurden. Anni Haiders Sohn Karl Ladislav war bereits 1943 bei einem Partisaneneinsatz in der Sowjetunion ums Leben gekommen.
Nach dem Krieg war Anni Haider neben ihren politischen Funktionen und ihrem Engagement als oberösterreichische Landesvorsitzende des Bundes Demokratischer Frauen (BDF) in der Frauenbewegung später auch im Zentralverband der Pensionisten tätig, in dem sie auch wichtige Funktionen ausübte.
Anni Haider genoss aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung und ihres aufrechten Charakters breite Achtung und Anerkennung. Sie starb nach längerem Leiden am 22. Juni 1990 in Linz.